Sonntag, 6. April 2008

Hello, World!

Kommentar für "Printjournalismus"


Kommentar _____


Eisbären gehören nicht in den Zoo

Der mediale Ausverkauf von Knut, Flocke & Co.



Im letzten Jahr konnte sich der Berliner Zoo über mangelnde Besucherzahlen kaum beklagen und das einzig und allein wegen eines Eisbären namens Knut. Wie süß, denken viele. Einige sehen in ihm sogar das Klimawandel-Maskottchen. Doch schaut man genauer hinter die plüschige Fassade des medialen Rummels, kann man nur zu dem Schluss kommen: Es ist nicht die Bestimmung von Eisbären, hinter Gittern niedlich in die Kameras von weltweit angereisten Journalisten zu blinzeln. Außer vielleicht, die Eisbären wollen der Marketingmaschinerie Geld in die Kassen spülen. Selbst renommierte Tageszeitungen konnten sich nicht dem Bären und seiner verkaufsfördernden Wirkung entziehen. Kritische Anmerkungen sucht man meist vergebens. Zum Beispiel die Verlogenheit, mit der manche Journalisten über den Eisbären berichten. Bestenfalls soll er eine Warnung für alle Klimasünder sein, aber wie die internationalen Besucher und Journalisten angereist sind, interessiert keinen. Zu Fuß? Wohl eher nicht. Um den Eisbären zu sehen, haben sie kräftig dazu beigetragen, dass CO2 ausgestoßen wird. Den frei lebenden Artgenossen von Knut hilft dies sicher nicht, im Gegenteil.

Sollte man nicht einen ehrlicheren Artenschutz betreiben?

Die Zoos versuchen ihre Position, Eisbären in Gefangenschaft zu halten, damit zu rechtfertigen, dass dies zur Arterhaltung und Genvielfalt beiträgt. Mag sein, dass dieses Argument zu einem gewissen Grad auch zutrifft. Ist der Eisbär aber einmal an das Zooleben gewöhnt, sieht es mit der Freilassung in die Natur schwierig aus. Das Robbenjagen hat er im Zoo nicht gelernt. Zudem ist der Eisbär ein „Wanderer“. Diese genetisch festgelegte Eigenschaft, den Nordpol zu umwandern, kann er in Zoos nicht ausleben. Der Hospitalismus ist häufig die Folge.

Das kann kein schönes Bild für Tierfreunde sein.

Das Ziel sollte vielmehr die Erhaltung des natürlichen Lebensraums sein. Allein die Aufmerksamkeit auf den bedrohten Lebensraum zu lenken, reicht nicht aus. Der Spendenanteil im Kaufpreis des Stofftiers „Knut“ zugunsten bedrohter Eisbären genügt nicht und beruhigt höchstens das schlechte Gewissen bei der nächsten Autofahrt.